Die erste Assoziation mit «Limbo» ist möglicherweise der karibische Tanz, bei dem man sich nach hinten gebeugt unter einen waagrecht liegenden Stab hindurchzwängen muss – je tiefer, desto besser. Unser Limbo hat allerdings eine andere Bedeutung: Die neuste Kreation unseres künstlerischen Leiters Frank Fannar Pedersen gemeinsam mit dem spanischen Choreografen Javier Rodríguez Cobos nimmt die Zwischenwelt, jenen Ort zwischen Himmel und Hölle, ins Visier. Limbus (lat.) bedeutet «Rand» oder «Grenze», eine Situation, in der man nicht sicher ist, was man als Nächstes tun soll oder wohin mit sich. Wer kennt das nicht?
Die Tanzkompanie Theater St.Gallen geht diesem Phänomen des Dazwischens auf den Grund und lädt das Publikum dazu ein, die acht Tänzer:innen auf dieser choreografischen Reise zu begleiten. Mit dabei ist ein gigantisches Netz, das eine zentrale Rolle spielt: Die Performer:innen verheddern sich drin, klettern hoch, knüpfen ihre Träume zwischen die Maschen, verstecken sich darunter und tanzen darauf. Das bewegliche Bühnenbild wird zu einem wandelbaren und faszinierenden Mitspieler – gemeinsam durchleben sie (immer wieder) Momente, die uns als Zuschauer:in vielleicht sehr bekannt vorkommen: Augenblicke der Schwebe, des Strauchelns sowie der Konfrontation mit den eigenen Ängsten, Zweifeln und Fragen.